Küssen mit Pausen - Eine Affäre, die doch keine ist
Heute habe ich einen fremden Mann geküsst. Naja, so ganz fremd war er nicht, da er dort arbeitet, wo ich arbeite. Ihn deshalb als Arbeitskollegen in dem Sinne zu bezeichnen, fällt mir schwer, obwohl wir beide die gleiche Berufsbezeichnung tragen, aber doch unterschiedlich beschäftigt sind. Wir arbeiten auf der gleichen Etage, sehen uns von daher manchmal. Richtig miteinander zu tun haben wir aber nicht. Näher kennengelernt haben wir uns vor drei Jahren eher durch Zufall, als ich seinen Schlüssel fand. Anfänglich wurde aus der Bekanntschaft beiderseits eine Verliebtheit, die wir aber verheimlichen mussten, da er streng katholisch (!) verheiratet und ich liiert war (und wir noch immer sind). Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die Umstände näher zu erläutern. Fakt ist, dass er seit 19 Jahren nicht mehr mit seiner Frau geschlafen hat (seit die Kinder da sind, will sie nicht mehr) und auch seither mit keiner anderen Frau, demgemäß in gewisser Weise sehr bedürftig ist. Wo ihm der Sex in der Beziehung fehlte, fehlte mir die Zärtlichkeit. Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen. Es gab Phasen, in denen wir das gewollt haben, aber es kam nie so weit, trotz höchster Erregung. Aber was hätte das gebracht?
Inzwischen habe ich selbst schon ein ganzes Jahr nicht mehr mit meinem Partner geschlafen. Irgendwie kann ich nicht, was aber nichts mit dem "Arbeitskollegen" zu tun hat, da die Verliebtheit, zumindest von meiner Seite, schon lange einer bitteren Ernüchterung gewichen ist. Auch hierzu (Gründe für meine "Enthaltsamkeit") müsste ich weit ausholen, um Erklärungen dafür zu liefern, beispielsweise von seinen E-Mails an Prostituierte oder von meiner gestörten Selbstwahrnehmung, was meinen Körper betrifft, dessen ich mich schäme, aber soweit will ich an dieser Stelle gar nicht gehen.
Mein Partner und ich gehen dennoch sehr liebevoll miteinander um. Ich weiß, dass ihm der Sex fehlt, das sagt er auch immer wieder mal, dennoch kann ich mich nicht einfach hinlegen und die Beine breit machen. Ich kann's einfach nicht und er will es auch nicht. Verständlich. Er meint, dass nur ich das ändern könne, aber ich wüsste nicht wie, da meine Gedanken immer alles blockieren. Ob MIR nicht etwas fehlt? Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich lustlos bin. Nein, das bin ich nicht. Ich befriedige mich auch regelmäßig selbst und spüre gerade zum Zeitpunkt meiner höchsten Erregung, den Wunsch, mit jemandem zu schlafen, aber wirklich nur dann. Wenn ich meinen Höhepunkt hatte, bin ich froh, dass ich niemandem etwas schulde und mich ohne schlechtes Gewissen wieder anziehen kann, ohne etwas tun zu müssen, das mir nach meinen Höhepunkt absonderlich erscheint.
Das, was mir aber stattdessen sehr häufig fehlt und ganz viel Raum in meinem Denken, Fühlen und in meinem Sehnen ausfüllt, ist das Gefühl der Zärtlichkeit, Nähe, Geborgenheit, Kuscheln, Vertrautheit, tiefsinnige Gespräche und Küsse. All das, was mir mein Partner nur begrenzt geben kann. Als wir früher noch regelmäßig miteinander geschlafen haben, gab's Kuscheln und Streicheleinheiten nach dem Sex. Etwas, was ich mir eigentlich als Hinführung gewünscht hätte, was nicht heißen soll, dass er ein Gefühlsklotz ist. Ja, nach dem Sex war er immer so, wie ich ihn mir davor gewünscht hätte, obwohl ich grundsätzlich gerne sehr viel mehr geküsst hätte, ihm aber die Küsse ausgereicht haben, die wir ausgetauscht haben. Und jemandem zu etwas "nötigen", was er nicht freiwillig gerne gibt, ist nicht meine Art. Ich selbst will ja auch nicht mehr geben, als ich aus freiem Willen zu geben bereit bin.
Irgendwann hatten wir dann den Punkt erreicht, wo ich keine Streicheleinheiten mehr von ihm bekam, vielleicht ein bisschen als "ausgleichende Gerechtigkeit", weil er ja auch kein Sex mehr von mir bekam, wobei das alles nicht vorsätzlich geschah. Es war mehr so ein schleichender Prozess. Wir taten einander weh, ohne es zu wollen.
Und der "Arbeitskollege"? Mit ihm konnte ich phasenweise ein ganz klein bisschen von dem leben, was mir fehlte, wobei wir immer tiefe Abstürze hatten, weil seine Defizite ja gänzlich anders als die meinen waren - und Sex hätte ich auch zu Hause haben können. Andererseits war es so, dass ich, wenn wir uns innig küssten, auch erregt wurde und dann plötzlich doch mehr wollte. Irgendwie eine seltsam schrecklich-schöne Erfahrung, da ich zwischendurch ja immer dachte, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich ggf. frigide sei. Aber ich war erregbar und das auf eine wunderbare Art, eine, die in Zärtlichkeit ihren Anfang nahm.
Der Kuss heute hat nichts weiter zu bedeuten. In den vergangenen Wochen hat sich einfach unglaublich viel Sehnsucht nach Nähe in mir angestaut. Ich wollte unbedingt mal wieder Lippen auf den meinen spüren, einen zärtlichen Filmkuss real und verspielt nachfühlen und mit ihm, von dem ich letztlich gar nicht so viel weiß, war das einfach möglich. Er stellt keine Ansprüche und ist selbst dankbar für das, was wir miteinander austauschen, wenn wir es denn mal wieder soweit kommen lassen, da das immer in Schüben über uns kommt. Ein bisschen benutzen wir uns gegenseitig, denke ich. Es schwappt immer wie eine Welle hoch, nimmt dann kurzzeitig Überhand, bevor es irgendwas wieder eskalieren (die Nähe mir wegen seiner tief sitzenden Bedürfnisse zu nah wird) lässt und wir dann wieder eine Weile Stillstand haben, zumindest war das in den vergangen Jahren immer so. Unseren letzten Kuss haben wir im Mai ausgetauscht. Bis vor einigen Tagen herrschte wieder die eben beschriebene Funkstille, bis wir wieder anfingen zu simsen und zu mailen.
Keine Ahnung, wo das hinführt und für was das gut ist, aber für einen kleinen Moment habe ich mich in diesem Kuss wunderbar geborgen gefühlt.
Inzwischen habe ich selbst schon ein ganzes Jahr nicht mehr mit meinem Partner geschlafen. Irgendwie kann ich nicht, was aber nichts mit dem "Arbeitskollegen" zu tun hat, da die Verliebtheit, zumindest von meiner Seite, schon lange einer bitteren Ernüchterung gewichen ist. Auch hierzu (Gründe für meine "Enthaltsamkeit") müsste ich weit ausholen, um Erklärungen dafür zu liefern, beispielsweise von seinen E-Mails an Prostituierte oder von meiner gestörten Selbstwahrnehmung, was meinen Körper betrifft, dessen ich mich schäme, aber soweit will ich an dieser Stelle gar nicht gehen.
Mein Partner und ich gehen dennoch sehr liebevoll miteinander um. Ich weiß, dass ihm der Sex fehlt, das sagt er auch immer wieder mal, dennoch kann ich mich nicht einfach hinlegen und die Beine breit machen. Ich kann's einfach nicht und er will es auch nicht. Verständlich. Er meint, dass nur ich das ändern könne, aber ich wüsste nicht wie, da meine Gedanken immer alles blockieren. Ob MIR nicht etwas fehlt? Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich lustlos bin. Nein, das bin ich nicht. Ich befriedige mich auch regelmäßig selbst und spüre gerade zum Zeitpunkt meiner höchsten Erregung, den Wunsch, mit jemandem zu schlafen, aber wirklich nur dann. Wenn ich meinen Höhepunkt hatte, bin ich froh, dass ich niemandem etwas schulde und mich ohne schlechtes Gewissen wieder anziehen kann, ohne etwas tun zu müssen, das mir nach meinen Höhepunkt absonderlich erscheint.
Das, was mir aber stattdessen sehr häufig fehlt und ganz viel Raum in meinem Denken, Fühlen und in meinem Sehnen ausfüllt, ist das Gefühl der Zärtlichkeit, Nähe, Geborgenheit, Kuscheln, Vertrautheit, tiefsinnige Gespräche und Küsse. All das, was mir mein Partner nur begrenzt geben kann. Als wir früher noch regelmäßig miteinander geschlafen haben, gab's Kuscheln und Streicheleinheiten nach dem Sex. Etwas, was ich mir eigentlich als Hinführung gewünscht hätte, was nicht heißen soll, dass er ein Gefühlsklotz ist. Ja, nach dem Sex war er immer so, wie ich ihn mir davor gewünscht hätte, obwohl ich grundsätzlich gerne sehr viel mehr geküsst hätte, ihm aber die Küsse ausgereicht haben, die wir ausgetauscht haben. Und jemandem zu etwas "nötigen", was er nicht freiwillig gerne gibt, ist nicht meine Art. Ich selbst will ja auch nicht mehr geben, als ich aus freiem Willen zu geben bereit bin.
Irgendwann hatten wir dann den Punkt erreicht, wo ich keine Streicheleinheiten mehr von ihm bekam, vielleicht ein bisschen als "ausgleichende Gerechtigkeit", weil er ja auch kein Sex mehr von mir bekam, wobei das alles nicht vorsätzlich geschah. Es war mehr so ein schleichender Prozess. Wir taten einander weh, ohne es zu wollen.
Und der "Arbeitskollege"? Mit ihm konnte ich phasenweise ein ganz klein bisschen von dem leben, was mir fehlte, wobei wir immer tiefe Abstürze hatten, weil seine Defizite ja gänzlich anders als die meinen waren - und Sex hätte ich auch zu Hause haben können. Andererseits war es so, dass ich, wenn wir uns innig küssten, auch erregt wurde und dann plötzlich doch mehr wollte. Irgendwie eine seltsam schrecklich-schöne Erfahrung, da ich zwischendurch ja immer dachte, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich ggf. frigide sei. Aber ich war erregbar und das auf eine wunderbare Art, eine, die in Zärtlichkeit ihren Anfang nahm.
Der Kuss heute hat nichts weiter zu bedeuten. In den vergangenen Wochen hat sich einfach unglaublich viel Sehnsucht nach Nähe in mir angestaut. Ich wollte unbedingt mal wieder Lippen auf den meinen spüren, einen zärtlichen Filmkuss real und verspielt nachfühlen und mit ihm, von dem ich letztlich gar nicht so viel weiß, war das einfach möglich. Er stellt keine Ansprüche und ist selbst dankbar für das, was wir miteinander austauschen, wenn wir es denn mal wieder soweit kommen lassen, da das immer in Schüben über uns kommt. Ein bisschen benutzen wir uns gegenseitig, denke ich. Es schwappt immer wie eine Welle hoch, nimmt dann kurzzeitig Überhand, bevor es irgendwas wieder eskalieren (die Nähe mir wegen seiner tief sitzenden Bedürfnisse zu nah wird) lässt und wir dann wieder eine Weile Stillstand haben, zumindest war das in den vergangen Jahren immer so. Unseren letzten Kuss haben wir im Mai ausgetauscht. Bis vor einigen Tagen herrschte wieder die eben beschriebene Funkstille, bis wir wieder anfingen zu simsen und zu mailen.
Keine Ahnung, wo das hinführt und für was das gut ist, aber für einen kleinen Moment habe ich mich in diesem Kuss wunderbar geborgen gefühlt.
broken_soul - 10. Okt, 23:49