Donnerstag, 27. Oktober 2011

Biber ohne Baumstamm

Und wieder nagt die Einsamkeit - vermutlich mit einem ganzen Stück gepaarten Wahnsinn - in meinem Kopf. Ich kann mich gerade auf nichts konzentrieren, ertrage mich selbst auch kaum und sehne mich letztlich einfach nur nach einem Menschen, der mir zuhört, da ist, meine Hand hält und mich spüren lässt, dass ich nicht alleine bin. Aber da ist niemand! Und wem sollte bzw. könnte ich auch schon mit dieser Offenheit begegnen? Warum kann mich denn niemand schweigend hören?

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Rechtzeitig an der Reißleine gezogen

Hab’ ich’s nicht gesagt? Fast wäre es heute wieder mal dazu gekommen, dass wir, mein Arbeitskollege, L., und ich, zu weit gegangen wären, weil uns die Lust plötzlich gepackt hat. Aber ich konnte dem ein Riegel vorschieben, obwohl ich selbst erregt war. Es ist immer das gleiche Spiel: wir reden miteinander, nehmen einander in der Arm, streicheln gefahrlose Körperregionen, bevor wir uns irgendwann so nah sind, dass unsere Lippen sich treffen und wir uns zu küssen beginnen. Spätestens hier wird das Ganze dann fast immer zum Selbstläufer, ohne dass es einer von uns letztlich wirklich darauf anlegt. Es beginnt alles sehr zärtlich, weich und warm, doch mit zunehmender Dauer und Erregung werden die Küsse und das Zungenspiel intensiver und damit dann letztlich auch die Lust, die sich immer weiter hochschraubt und uns unanständige Gedanken äußern lässt, was uns dann nur noch mehr anheizt.

Er wollte mir unbedingt seinen „Schwanz“ zeigen, den ich vermutlich auch gerne gesehen und geleckt hätte, aber ich wusste, dass ich mich danach schlecht fühlen würde, also hielt ich inne und stoppte unseren lang anhaltenden Kuss, der alle Zeit vergessen hat lassen. Ich umarmte ihn. Er verstand. Noch vorher sprachen wir darüber, dass wir immer dann, wenn wir zu weit gegangen sind (das letzte Mal im Mai – er onanierte und spritze auf meinen Schreibtisch) auf Distanz gehen, was immer von mir ausgeht, da ich mich darüber ärgere, mich auf etwas eingelassen zu haben, das ich auch zu Hause von meinem Partner bekommen könnte und das eben dieser sehr vermisst, weil es bei uns ja nicht mehr klappt bzw. ich mich dafür nicht mehr öffnen kann. „Gerechtfertigt“ in dem Sinne stehe ich mir also nur das zu, was ich zu Hause nicht bekomme: Intensive Küsse und Streicheleinheiten. Dabei ist der Grat, den wir, mein Arbeitskollege und ich, da gehen ein sehr schmaler, eben weil aus dieser Zärtlichkeit recht schnell mehr werden kann.

Kurz bevor er mir seinen Penis zeigen wollte, sagte er noch: „Du kannst dich ruhig die nächsten eins, zwei Tage zurückziehen, aber bitte nicht länger. Das Intime ändert nichts an unserer Liebe“. Liebe? Ich war mal verliebt in ihn, aber das ist gewichen. Auf meine Nachfrage hin sagte er mir heute jedoch, dass er noch immer in mich verliebt sei.

Liebe hin oder her. Ein Paar würde aus uns ohnehin niemals, weil wir unterschiedlicher nicht sein könnten und weder er seine Frau noch ich meinen Partner verlassen würde.

Ich bin froh, dass wir heute zum Glück noch die Kurve bekommen haben. Küssen und Streicheln ist für ihn auch o.k., meinte er.

Klar würde er sich mehr wünschen, aber letztlich ist er dankbar für jeden Austausch an Nähe, die er daheim überhaupt nicht erfährt.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Adieu trübe Gedanken

Die Selbstmordgedanken sind gewichen. Hatte heute einen guten Tag im Büro. Überraschenderweise! Der Kollege, von dem ich dachte, er könne mich nicht leiden, kam auf mich zu und bat mich um einen Gefallen. Möglicherweise klingt das unglaubwürdig, aber bei mir änderte sich dadurch schlagartig die Laune.

Den küssenden "Arbeitskollegen", habe ich heute übrigens nicht gesehen. Er hatte frei und das war auch gut so, denn so konnte er mir nicht zu nahe kommen, was sich bei ihm immer wieder ganz rasch einstellt, wenn die Phase der Distanz einmal mehr wieder durchbrochen ist und wir uns wieder annähern. Erst trug ich Sorge, dass ich ihn heute vermissen könnte, habe ich aber nicht.

Momentan genieße ich einfach diesen Jetzt-Zustand, ohne diese trüben und selbst zerstörerischen Gedanken voller Schwärze, die mir immer jegliche Lebensberechtigung absprechen. Schauen wir mal, wie lang dieses "Hoch" andauert.

Montag, 10. Oktober 2011

Küssen mit Pausen - Eine Affäre, die doch keine ist

Heute habe ich einen fremden Mann geküsst. Naja, so ganz fremd war er nicht, da er dort arbeitet, wo ich arbeite. Ihn deshalb als Arbeitskollegen in dem Sinne zu bezeichnen, fällt mir schwer, obwohl wir beide die gleiche Berufsbezeichnung tragen, aber doch unterschiedlich beschäftigt sind. Wir arbeiten auf der gleichen Etage, sehen uns von daher manchmal. Richtig miteinander zu tun haben wir aber nicht. Näher kennengelernt haben wir uns vor drei Jahren eher durch Zufall, als ich seinen Schlüssel fand. Anfänglich wurde aus der Bekanntschaft beiderseits eine Verliebtheit, die wir aber verheimlichen mussten, da er streng katholisch (!) verheiratet und ich liiert war (und wir noch immer sind). Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die Umstände näher zu erläutern. Fakt ist, dass er seit 19 Jahren nicht mehr mit seiner Frau geschlafen hat (seit die Kinder da sind, will sie nicht mehr) und auch seither mit keiner anderen Frau, demgemäß in gewisser Weise sehr bedürftig ist. Wo ihm der Sex in der Beziehung fehlte, fehlte mir die Zärtlichkeit. Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen. Es gab Phasen, in denen wir das gewollt haben, aber es kam nie so weit, trotz höchster Erregung. Aber was hätte das gebracht?

Inzwischen habe ich selbst schon ein ganzes Jahr nicht mehr mit meinem Partner geschlafen. Irgendwie kann ich nicht, was aber nichts mit dem "Arbeitskollegen" zu tun hat, da die Verliebtheit, zumindest von meiner Seite, schon lange einer bitteren Ernüchterung gewichen ist. Auch hierzu (Gründe für meine "Enthaltsamkeit") müsste ich weit ausholen, um Erklärungen dafür zu liefern, beispielsweise von seinen E-Mails an Prostituierte oder von meiner gestörten Selbstwahrnehmung, was meinen Körper betrifft, dessen ich mich schäme, aber soweit will ich an dieser Stelle gar nicht gehen.

Mein Partner und ich gehen dennoch sehr liebevoll miteinander um. Ich weiß, dass ihm der Sex fehlt, das sagt er auch immer wieder mal, dennoch kann ich mich nicht einfach hinlegen und die Beine breit machen. Ich kann's einfach nicht und er will es auch nicht. Verständlich. Er meint, dass nur ich das ändern könne, aber ich wüsste nicht wie, da meine Gedanken immer alles blockieren. Ob MIR nicht etwas fehlt? Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich lustlos bin. Nein, das bin ich nicht. Ich befriedige mich auch regelmäßig selbst und spüre gerade zum Zeitpunkt meiner höchsten Erregung, den Wunsch, mit jemandem zu schlafen, aber wirklich nur dann. Wenn ich meinen Höhepunkt hatte, bin ich froh, dass ich niemandem etwas schulde und mich ohne schlechtes Gewissen wieder anziehen kann, ohne etwas tun zu müssen, das mir nach meinen Höhepunkt absonderlich erscheint.

Das, was mir aber stattdessen sehr häufig fehlt und ganz viel Raum in meinem Denken, Fühlen und in meinem Sehnen ausfüllt, ist das Gefühl der Zärtlichkeit, Nähe, Geborgenheit, Kuscheln, Vertrautheit, tiefsinnige Gespräche und Küsse. All das, was mir mein Partner nur begrenzt geben kann. Als wir früher noch regelmäßig miteinander geschlafen haben, gab's Kuscheln und Streicheleinheiten nach dem Sex. Etwas, was ich mir eigentlich als Hinführung gewünscht hätte, was nicht heißen soll, dass er ein Gefühlsklotz ist. Ja, nach dem Sex war er immer so, wie ich ihn mir davor gewünscht hätte, obwohl ich grundsätzlich gerne sehr viel mehr geküsst hätte, ihm aber die Küsse ausgereicht haben, die wir ausgetauscht haben. Und jemandem zu etwas "nötigen", was er nicht freiwillig gerne gibt, ist nicht meine Art. Ich selbst will ja auch nicht mehr geben, als ich aus freiem Willen zu geben bereit bin.

Irgendwann hatten wir dann den Punkt erreicht, wo ich keine Streicheleinheiten mehr von ihm bekam, vielleicht ein bisschen als "ausgleichende Gerechtigkeit", weil er ja auch kein Sex mehr von mir bekam, wobei das alles nicht vorsätzlich geschah. Es war mehr so ein schleichender Prozess. Wir taten einander weh, ohne es zu wollen.

Und der "Arbeitskollege"? Mit ihm konnte ich phasenweise ein ganz klein bisschen von dem leben, was mir fehlte, wobei wir immer tiefe Abstürze hatten, weil seine Defizite ja gänzlich anders als die meinen waren - und Sex hätte ich auch zu Hause haben können. Andererseits war es so, dass ich, wenn wir uns innig küssten, auch erregt wurde und dann plötzlich doch mehr wollte. Irgendwie eine seltsam schrecklich-schöne Erfahrung, da ich zwischendurch ja immer dachte, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich ggf. frigide sei. Aber ich war erregbar und das auf eine wunderbare Art, eine, die in Zärtlichkeit ihren Anfang nahm.

Der Kuss heute hat nichts weiter zu bedeuten. In den vergangenen Wochen hat sich einfach unglaublich viel Sehnsucht nach Nähe in mir angestaut. Ich wollte unbedingt mal wieder Lippen auf den meinen spüren, einen zärtlichen Filmkuss real und verspielt nachfühlen und mit ihm, von dem ich letztlich gar nicht so viel weiß, war das einfach möglich. Er stellt keine Ansprüche und ist selbst dankbar für das, was wir miteinander austauschen, wenn wir es denn mal wieder soweit kommen lassen, da das immer in Schüben über uns kommt. Ein bisschen benutzen wir uns gegenseitig, denke ich. Es schwappt immer wie eine Welle hoch, nimmt dann kurzzeitig Überhand, bevor es irgendwas wieder eskalieren (die Nähe mir wegen seiner tief sitzenden Bedürfnisse zu nah wird) lässt und wir dann wieder eine Weile Stillstand haben, zumindest war das in den vergangen Jahren immer so. Unseren letzten Kuss haben wir im Mai ausgetauscht. Bis vor einigen Tagen herrschte wieder die eben beschriebene Funkstille, bis wir wieder anfingen zu simsen und zu mailen.

Keine Ahnung, wo das hinführt und für was das gut ist, aber für einen kleinen Moment habe ich mich in diesem Kuss wunderbar geborgen gefühlt.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Unsichtbar

Ich bin Harvey, fühle mich zumindest so, wie der unsichtbare Freund von Elwood, nur dass ich nicht das Gefühl habe, dass überhaupt jemand Notiz von mir nimmt, weswegen heute einmal mehr wieder der Gedanke an Selbstmord aufkommt, doch selbst dafür bin ich zu feige. Wäre ich es nicht, würde ich zumindest für den Hauch eines Augenblicks wahrgenommen, so wie das letzte Aufflammen eines Kerzenlichts, bevor der Docht gänzlich erlischt.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Sich selbst mögen

Ich muss es für mich machen, nicht für die anderen, obwohl ich genau diese für mein Selbstwertgefühl zu brauchen glaube, da ich mich selbst von innen heraus weder zu wertschätzen noch meinen eigenen Standpunkt zu orten vermag. Ich würde so gerne lernen, mich selbst zu mögen.

Seltsam, wie sich das liest, wenn ich über meine eigenen Zeilen hinweg gleite. Mich selbst mögen? Ich würde mich gerne von außen betrachten können, um vom distanzierten Blickwinkel aus Gründe dafür zu finden. Gibt es überhaupt allgemein gültige Werte, die einen Menschen liebenswert machen?

Donnerstag, 29. September 2011

Angst im Dunkeln

Ein Schrei in das Dunkel der Nacht: "Ist da jemand?" Jemand, der einfach nur meine Hand hält und mich nicht alleine lässt, über meinen Schlaf wacht, bis der Morgen mit seinem Licht kommt und die Angst verscheucht.

Mittwoch, 28. September 2011

Bis hierher - und wie weiter?

Ich habe schon so lange nicht mehr geschrieben, weil ich Angst hatte und habe, es nicht mehr zu können, ohne andererseits zu wissen, ob ich es je konnte. Und jetzt? Jetzt kann ich irgendwie nicht mehr stumm sein, weil ich meine Einsamkeit nicht mehr aushalte, reale Freunde rar sind, beziehungsweise ich mich auch niemandem persönlich und direkt mit diesen Gedanken anvertrauen möchte.

Aber warum schreibe ich, wo ich mich doch zeitgleich auch davor fürchte, dass es niemand liest und mich genau diese Tatsache treffen und noch weiter runterziehen könnte, weil dieses Ungehörte mir dann doch das Gefühl vermittelt, als Mensch uninteressant und wertlos zu sein?

Ich fühle mich einfach anders als die anderen, gerade auch im Umgang mit Menschen, der mir besonders Angst macht.

Aber wozu die Bühne der digitalen Öffentlichkeit? Einfach auch, weil ich wissen möchte, ob ich nach dieser endlos langen Zeit der Schweigens überhaupt noch "sprechen" kann.

Mein Kopf spielt mir so oft einen Streich. Ich passe mich an, versuche zu gefallen und nicht aufzufallen, um niemandem eine Angriffsfläche zu bieten. Während ich nach außen die Starke zu mimen versuche, sieht es innen doch ganz anders aus. Manchmal wundere ich mich selbst, dass ich es schon soweit geschafft habe, wobei sich dieses "soweit" nur auf mein Alter bezieht.

Ich habe mich einfach immer irgendwie durchgemogelt im Leben und bin dort, wo ich heute stehe, nicht wirklich glücklich damit. Ja, ich versuche mein Leben so gut wie es geht zu leben, aber so ganz einfach ist das nicht, weil mich meine Angst und meine eigenen Gedanken (nicht gemocht zu werden) daran hindern.

Das, was andere vermutlich gerne betreiben, Gespräche mit Freunden/Bekannten, stresst mich. Letztlich gibt es nur drei Menschen, bei denen ich keine Angst habe, zu sprechen. Immer wieder mal haben mich Arbeitskollegen zum Grillen eingeladen. Ausnahmslos der Gespräche vor Ort wegen bin ich nicht hingegangen. Was hätte ich auch sagen sollen? Smalltalk kann ich überhaupt nicht. Alleine die Vorstellung, wie es sein könnte, wühlt mich so auf, dass ich mich der Situation überhaupt nicht erst stellen mag, zumal ich, wenn ich nicht hingehe, ja auch sofort wieder ruhig werde. Ich will mich einfach nicht blamieren! Und wenn ich nicht hingehe, kann das auch nicht passieren. Ich liefere dann niemandem einen Grund, mich nicht zu mögen. Ja, ich weiß, auch keinen, mich zu mögen, aber diese Option findet in meinen Gedanken ohnehin kaum Raum. Das, was man mich im Idealfall finden könnte, wäre höflich. Aber mögen? Weswegen?

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